Theorie
/ Lerninhalte |
Theoretische
Inhalte im
Modul “Unternehmensethik” sollten im umfassenden Kontext von CSR
vorgestellt und diskutiert werden. Bitte verwenden Sie dazu die “CSR
Knowledge Map”.
Dieses
Modul basiert auf den folgenden theoretischen Überlegungen:
Unternehmensethik
ist gelebte Moral. Sie kommt in sehr konkreten Situationen zum Ausdruck,
wo FirmeninhaberInnen, ManagerInnen oder Angestellte vor schwierigen
geschäftlichen Entscheidungen stehen. Solche Entscheidungen können sich
beispielsweise auf Bereiche beziehen, in denen geschäftliche Interessen
im Konflikt mit ethischem Verhalten oder den persönlichen Haltungen und
Werten stehen.
Einige
Beispiele dafür sind:
wahrheitsgemäße
Buchfühung
Einhalten
der Rechte von MitarbeiterInnen
fairer
Handel
fairer
Wettbewerb
Marketingethik
etc.
Diese
Liste ist unendlich, weil alles im Leben (und im Geschäftsalltag) auf
ethische oder unethische Weise unternommen werden kann.
Unternehmensethik
ist der Bereich der Ethik, der ethische
Regeln und Prinzipien im kommerziellen Kontext behandelt. Wer
sich mit Unternehmensethik auseinandersetzt fragt: „Ist
dieses Verhalten ethisch richtig oder falsch?” Im
Zusammenhang mit CSR sollten die Anspruchsgruppen/Stakeholder des
Unternehmens in diese Frage mit einbezogen werden.
Unternehmensethik
beschäftigt sich normalerweise nicht mit der Begründung von Ethiken (Metaethik),
sondern mehr mit praktischen Fragen und Problemen und Verpflichtungen, die
in geschäftlichen Beziehungen entstehen (im CSR-Sprachgebrauch:
Stakeholder).
Zwei
besonders wichtige Strömungen in der Ethik, die hier im Kontext der
Unternehmensethik kurz vorgestellt werden sollten, sind die deontologische
Ethik (z. B. Imanuel Kant) und der Utilitarismus (z. B. John Stuart
Mill).
Deontologische
Ethik
geht davon aus, dass "das Gute" etwas immer schon Feststehendes,
etwas von menschlicher Erkenntnis und Einsicht unabhängig Vorgegebenes
ist, so dass es darauf ankommt, das sittlich Gebotene zu erkennen. Eine
solche Ethik kann beispielsweise niemals eine Lüge rechtfertigen, selbst
wenn dahinter eine moralische Motivation (z. B. der Schutz von
Menschenleben in einem totalitären Regime) erkennbar ist.
Utilitarismus
ist stark an den Folgen einer Handlung orientiert und betrachtet eine
Handlung als sittlich gut, wenn sie nützlich ist. Wenn die guten Folgen,
die möglichen schlechten Folgen der Handlung überwiegen, ist die
Handlung im Sinne des Utilitarismus gerechtfertigt. Kurzum ist
entscheidend, „was am Ende dabei heraus kommt“.
Die
Lerninhalte
dieses Moduls zielen auf ethische
Reflexionen hinsichtlich der Konsequenzen von Entscheidungen
und Handlungen einer ausführenden Person, KMU oder Organisation. Als
ganzheitliche Reflexionen sollten sie in der Diskussion um CSR immer auch
die Konsequenzen der wirtschaftlichen Handlung auf die Bereiche
Unternehmenserfolg und soziale sowie ökologische Dimensionen einschließen
(Stichwort „Tripple Bottom Line“).
Werte
und Normen |
Werte
sind Dinge, Glaubensvorstellungen oder Ziele, die als bedeutsam,
wertvoll oder wünschenswert betrachtet werden – zumeist von
einer Gruppe (bzw. z. B. einem KMU oder einer Anspruchsgruppe oder
auch einer gesamten Gesellschaft). Einige Beispiele für Werte
sind Frieden, Freiheit, Fortschritt, Menschenrechte, Eigentum,
Solidarität, Bildung, Fairness etc.
Normen
sind Erwartungen, die auf Werten basieren. Normen sind für das
Individuum und sein gesellschaftliches Leben eine grundlegende
Orientierung. Beispiele für Normen sind „Du sollst nicht töten“
– der Wert dahinter ist das Recht auf Leben – oder „unsere
Firma arbeitet am Sonntag nicht“ – Werte dahinter können
Erholung oder Gesundheit am Arbeitsplatz sein.
|
 |
Werte
und Leitbilder/Mission Statements |
Kollektive
Akteure wie Institutionen, Organisationen oder Vereine haben ihre
Zweckbestimmung und Wertehaltungen meistens schriftlich verfasst.
In der wachsenden Diskussion um CSR fühlen sich auch zunehmend
Unternehmen dazu ermutigt, ihre Werte und Leitbilder
festzuschreiben. Konsistenterweise können Werte, die in einem
Leitbild ausgedrückt werden auch auf Slogans für die Produkte
und Dienstleistungen eines Unternehmens übertragen werden, worin
sich ein wichtiger Ausgangspunkt für Marketingethik
widerspiegelt.
|
 |
Verhaltenskodizes |
Entsprechend
des Green Paper “Promoting a European Framework for Corporate
Social Responsibility” (2001, Europäische Kommission) kann ein
Verhaltenskodex als Festlegung der Werte und Geschäftspraktiken
eines Unternehmens (im besten Fall einschließlich seiner
Geschäftspartner) betrachtet werden. Dabei handelt es sich um das
Minimum an Standards, die ein Unternehmen für sich selbst und in
der Auswahl und Zusammenarbeit mit seinen Geschäftspartnern
einhält.
|
 |
Ethikkodizes |
Entsprechend
des Sarbanes-Oxley Act, ist ein Ethikkodex ein Standard, mit dem
ein Unternehmen (1) sein ehrliches und ethisches Verhalten
sicherstellt, (2) seiner Offenlegungspflicht umfassend nachkommt
und (3) die Einhaltung gesetzlicher Regelungen versichert.
|
 |
Macht
und Verantwortung |
Macht
(bzw. Freiheit) und Verantwortung sind zwei Seiten von ein und
derselben Medaille. Wer machtlos ist, kann nur schwierig zur
Verantwortung herangezogen werden und wer seine Macht ohne
Verantwortung ausübt, missbraucht diese. Innerhalb von
Unternehmen und Organisationen obliegt die meiste Macht den
Führungskräften, ManagerInnen oder EigentümerInnen. Personen,
die in diesem Zusammenhang Macht und Verantwortung über
MitarbeiterInnen besitzen, sollten die eigene Führungsethik
reflektieren.
|
 |
Corporate
Governance |
Kodizes
für Corporate Governance sind hauptsächlich aus der Motivation
entstanden, das Vertrauen zu Investoren zu stärken (oder auch
wieder zu gewinnen). Die Prinzipien dieser Kodizes, ein transparentes
Berichtwesen über das Handeln von börsennotierten
Unternehmen zu erzielen, können auch auf den Bereich der KMU
übertragen werden. Kodizes für Corporate Governance sind
mittlerweile in den meisten EU-Ländern verbreitet und als
selbst-regulierende Initiativen organisiert, die auf
Freiwilligkeit und speziell festgelegten Verhaltenskodizes
basieren, um die Zusammenarbeit und Transparenz zwischen
Aufsichtsrat, Vorstand und Stakeholdern mit dem Ziel langfristiger
Werterhaltung und –steigerung transparent zu gestalten.
|
 |
Wertekonflikte |
Da
das Konzept CSR versucht, verschiedene Interessen von
Anspruchsgruppen (basierend auf deren Wertesystemen) zu
integrieren, gehören Wertekonflikte zum unternehmerischen Alltag.
Sofern es sich mehr um einen Wertekonflikt als um einen
Interessenskonflikt handelt, wird auch von ethischen
Dilemmata gesprochen.
|
 |
|
Methoden
und praktische Trainingsaktivitäten |
Pädagogische
Methoden im Trainingsmodul |
Theoretische
Einführung und fachliche Hintergründe
Praktische
Übungen und Diskussion über Ergebnisse (Einzel- und Gruppenarbeit)
Entwicklung
und Diskussion moralischer Dilemmata (Gruppenarbeit)
Entwicklung
eines Stakeholder-Dialogs (Rollenspiel)
Moderation
und bereichsübergreifendes Lernen aus den verschiedenen Sektoren der
TeilnehmerInnen (KMUs, staatliche und Non-Profit-Bereiche)
Praktische
Aktivitäten im Trainingsmodule |
Für
das Standard-Programm
(4h) werden folgende praktischen Trainingsaktivitäten
empfohlen:
Präsentation,
Entwicklung und Diskussion der Übung 2.1.
Präsentation,
Entwicklung und Diskussion der ethischen Dilemmata Nr. 1 bis 7 (der/die
TrainerIn sollte zwei Dilemmata auswählen, die den Bedürfnissen der
TeilnehmerInnen am besten entsprechen)
Präsentation,
Entwicklung und Diskussion der Übung 2.2.
Im
Falle eines
erweiterten Programms (4h-8h) können zusätzlich folgende
Trainingsaktivitäten umgesetzt werden:
Präsentation,
Entwicklung und Diskussion der ethischen Dilemmata Nr. 1 bis 7 (der/die
TrainerIn sollte zwei Dilemmata auswählen, die den Bedürfnissen der
TeilnehmerInnen am besten entsprechen)
Entwicklung
und Diskussion eines Ethikkodex für jede teilnehmende Organisation/KMU (unter
Verwendung des Fallbeispiels Nr. 1)
|
Didaktische
und pädagogische Ressourcen/Material |
Flipcharts
Beamer
(Video-Projector)
Computer
Übungen
2.1. und 2.2.
Moralische
Dilemmata Nr. 1 - 7
Fallbeispiel
Nr. 1 (erweitertes Programm)
Feedback-Fragebogen
der TeilnehmerInnen
Weiteres
Lernmaterial für die TeilnehmerInnen
Corporate Social Responsibility: State of the Art, 2004
(entwickelt im Rahmen des Leonardo da Vinci Pilot-Projekts “CSR/SME -
Promoting Social Responsibility in Small and Medium Size Enterprises”
und über die sechs involvierten Partnerländer erhältlich: AT, EE, HU,
IT, NL, PT)
CSR
Glossary, 2005 (entwickelt im Rahmen des Leonardo da Vinci Pilot-Projekts
“CSR/SME - Promoting Social Responsibility in Small and Medium Size
Enterprises”: Bereich: Business Ethics
|